Woher kommen unsere Phobien?

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Phobien haben ganz verschiedene Hintergründe. Wenn wir diese kennen, gelingt es uns besser, Phobien zu heilen. Es gibt übrigens auch Katzenphobien.

Auch wenn jede Phobie letztlich individuell ist, können wir Kategorien definieren, die nicht nur helfen, unsere Phobie besser zu verstehen, sondern auch sie zu eliminieren.

In meiner Arbeit unterscheide ich folgende Arten:

Die kopierte Phobie

Die Trauma-Phobie

Die Gewohnheitsphobie

Die Funktionsphobie

Die zentrale Phobie

Bei der kopierten Phobie haben wir von einer wichtigen Bezugsperson (oft Eltern, Geschwister, Familie, Freunde etc ) gelernt, dass ein Situation gefährlich ist und Angst auslöst. Wenn also z.B. meine Mutter panisch auf das Auftauchen einer Spinne reagiert, lerne ich als kleines Kind immer und immer wieder, dass eine Spinne etwas Gefährliches, Bedrohliches ist. Ich kopiere unter Umständen die Angst, bzw. die Phobie meiner Mutter.

Bei der Trauma-Phobie gibt es ein Angst-Erlebnis als Auslöser. Als kleines Kind im Schwimmunterricht kommt es zu einer kritische Situation, in der die Aufsichtsperson zu spät reagiert und ich im Wasser Panik bekomme, nicht mehr atmen kann und zu ertrinken glaube. Oder wenn ich als Kind im Einkaufszentrum verloren ging und ich panische Angst kriegte, meine Eltern nie mehr zu sehen. Dabei spielt es weniger eine Rolle, ob die Situation kurz war oder sehr ernsthaft kritisch. Die bewusste oder unbewusste Erinnerung daran kann sich zu einer Phobie entwickeln.

Die Gewohnheitsphobie betrifft vor allem Menschen, die schon lange mit einer Phobie leben. Vielleicht stand am Ursprung eine andere Kategorie wie oben beschrieben. Aber es ist nicht mehr wichtig, welches die Ursache war, welche Zusammenhänge zur Phobie geführt haben. Diese Elemente sind schon längst verarbeitet. Es ist nur noch eine Gewohnheit, phobisch zu reagieren, es funktioniert wie ein Automatismus.

Bei der Funktionsphobie ist der Hintergrund komplexer. Wie der Name sagt, erfüllt die Phobie eine Funktion. Wenn ich in Panik gerate, brauche ich Hilfe, Unterstützung. Ich bekomme Aufmerksamkeit und Trost. Ich darf mich schwach fühlen und mir von der Stärke einer Drittperson helfen lassen. Das ist kein bewusstes Verhalten, sondern auch hier ein unbewusster automatisierter Mechanismus.

Die zentrale Phobie schliesslich hat spezifisch mit meiner Persönlichkeit zu tun. Ich bin vielleicht grundsätzlich ein vorsichtiger, eher ängstlicher Mensch. Ich habe eine blühende Phantasie, was alles Gefährliches um mich herum passieren könnte. Das ist ein guter Nährboden für Phobien, mit oder ohne traumatisches Erlebnis in der Vergangenheit. In selteneren Fällen ist es genau umgekehrt. Ich bin ein mutiger, selbstsicherer Mensch, der alle Situationen im Griff hat. Nichts kann mich erschüttern. Ich leiste viel und kenne Angst und Versagen nicht. Hier erfüllt die Phobie eine Warnfunktion des Unbewussten – du darfst auch mal schwach sein, dir auch mal helfen lassen, es sagt dir: überfordere dich nicht.

Diese Unterscheidung dieser Phobienarten ist hilfreich, es gilt aber auch zu beachten, dass die Grenzen in individuellen Fällen verschwommen sein können, also verschiedene Hintergründe gleichzeitig haben.

Photo by Erik-Jan Leusink on Unsplash


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